Doch keine Frau: Das ist der neue Technologiechef der LUKB

2022-10-12 04:08:58 By : Ms. Willa Wu

Der neue Chef des Departements Technologie und Services kommt vom Lenzburger Bankensoftwarehersteller Finnova. LUKB-Chef Daniel Salzmann verrät Hintergründe zum Rekrutierungsprozess.

Nun ist es doch keine Frau geworden: Bei der Luzerner Kantonalbank übernimmt Simon Kauth per 1. Januar 2023 die Führung des neuen Departements Technologie und Services. Der 53-Jährige wird gleichzeitig Mitglied der Geschäftsleitung. Die LUKB hatte im Januar 2022 bekanntgegeben, mit einer Reform der Aufbauorganisation die Schlagkraft bei den Themen IT und Digitalisierung erhöhen zu wollen. So wechselt der Bereich Informatik, der aktuell dem Finanzchef Marcel Hurschler unterstellt ist, per 1. Januar 2023 in das bisherige Departement Marktservices. Dieses soll in Zukunft noch stärker auf IT und Digitalisierung fokussiert sein und ab 2023 die neue Bezeichnung Technologie und Services tragen:

Simon Kauth wird von mehreren Seiten hohe fachliche Kompetenz zugeschrieben. Der promovierte Ökonom bringt langjährige Führungserfahrung an der Schnittstelle von Banking und IT mit. Nach seinem Studium an der Universität St.Gallen machte er unter anderem Karriere bei der Bank Vontobel und dem Zürcher Bankensoftwarehersteller Avaloq, der ein Systemlieferant der LUKB ist. 2015 wechselte er als Entwicklungschef zum Avaloq-Konkurrenten Finnova in Lenzburg. Dort ist er noch bis Ende Jahr auf Geschäftsleitungsstufe als Chief Product Officer angestellt. Der gebürtige Thurgauer wohnt mit seiner Familie im zürcherischen Zollikon.

Personen, die mit ihm gearbeitet haben, bezeichnen Simon Kauth als integrierenden Menschen. Seine Stärke sei es, alle an einen Tisch zu bringen, egal, wie gross die anfänglichen Differenzen seien. Gerade im Technologiebereich sei diese Eigenschaft entscheidend, denn divergierende Ansichten gebe es bei technologischen Richtungsentscheidungen immer wieder.

Das erklärte Ziel der LUKB war es allerdings, für dieses neue Departement eine Frau zu finden. «Wir suchen gezielt eine Persönlichkeit mit einem ausgeprägten technischen beziehungsweise IT-Hintergrund, kombiniert mit bankfachlichem Know-how. Perfekt wäre es, wenn wir diese Stelle mit einer Frau besetzen könnten», liess sich LUKB-Chef Daniel Salzmann im Januar zitieren. Es sei der Bank bislang «leider nicht gelungen, Frauen für unsere Geschäftsleitung zu gewinnen. Aus Diversitätsgründen ist klar, dass eine rein männliche Geschäftsleitung längerfristig kein Ziel sein kann», erklärte LUKB-Sprecher Daniel von Arx damals. Mehrere Expertinnen und Experten bezeichneten das Vorhaben als mutig und ambitioniert. «Informatik ist immer noch stark männerdominiert. Die Grundgesamtheit an Kandidatinnen in diesem Bereich ist im Vergleich zu Kandidaten einfach zu klein, um das Geschlecht als Triagekriterium zu nehmen», sagte Rekrutierungsexperte Werner Raschle. Bank-IT-Expertin Sandra Hauser war der Meinung, die Bank müsse auf Executive-Search-Firmen setzen, «die auf IT-Frauen spezialisiert sind und entsprechend viele Frauen in der Kartei haben.»

LUKB-CEO Daniel Salzmann erklärt nun auf Anfrage, die Bank habe im Februar 2022 einen «sorgfältigen, mehrstufigen Rekrutierungsprozess gestartet» und dazu das Executive-Search-Unternehmen Schilling Partners beauftragt. Die Mandatsleiterin war eine Frau. Schilling Partners ist in der breiten Öffentlichkeit vor allem für den Schillingreport bekannt, der seit 2006 Daten zur Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der rund 100 grössten Schweizer Arbeitgeber erfasst, mit einem besonderen Augenmerk auf die Gender-Diversity und den Ausländeranteil in den Führungsetagen.

Wie Salzmann weiter sagt, hat die Bank zusätzlich Inserate geschaltet, was für diese Funktionsstufe eher unüblich ist, um die Suche möglichst breit zu gestalten. «Auf diesem Weg haben wir ebenfalls Bewerbungen erhalten und an Schilling Partners weitergeleitet», so der CEO. Auf der ersten Longlist befanden sich demnach 15 Personen, darunter vier Frauen. Nach verschiedenen Schritten reduzierte sich diese Liste auf eine Shortlist von zwei Personen, beides Männer. «Bis zu dieser Reduktion der Shortlist auf zwei Personen war auch noch die Bewerbung einer Frau im Prozess mit dabei», so Salzmann. Simon Kauth erfülle mit seinem Profil und seinem bisherigen Leistungsausweis den Anforderungskatalog optimal: Er habe einen ausgeprägten IT-Hintergrund und profundes Know-how im Banking, so Salzmann.

Im Zuge der Reorganisation kommt es auch zu personellen Wechseln: Leo Grüter, seit 2010 Geschäftsleitungsmitglied, wird per Ende Jahr 2022 aus der Geschäftsleitung austreten. Nachfolger als Leiter Firmenkunden und Private Banking wird Beat Hodel, der noch bis Ende Jahr 2022 das bisherige Departement Marktservices führt.