Mit Heroin und Marihuana im großen Stil gedealt

2022-10-10 02:42:34 By : Ms. Alice Lan

Zwei Neumarkter mit litauischen Wurzeln müssen sich seit Freitag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten

Nürnberg/Neumarkt – Fast wie das Drehbuch zur Fernsehserie „Breaking Bad“ liest sich die Anklageschrift gegen die beiden Angeklagten aus Neumarkt. Gemeinsam sollen die beiden 33-Jährigen mit harten Drogen wie Heroin und weichen Drogen wie Marihuana einen schwunghaften Handel auf die Beine gestellt und im Frühjahr 2021 mit der stolzen Menge von drei Kilogramm Heroin gedealt haben. Auch bei Marihuana hatten der Automechaniker und der Fitnesstrainer laut Anklage die Hände im Spiel. Die „Gras-Geschäfte“ seien teilweise im Neumarkter Freibad im letzten Sommer im großen Stil über die Bühne gegangen. Zwischen Liegewiese und Planschbecken sollen im letzten Sommer bei acht Gelegenheiten jeweils mindestens vier Kilogramm den Besitzer gewechselt haben. Zum Prozessauftakt am Freitag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth stecken die beiden adrett wirkenden Angeklagten mit der modischen Kleidung und den blonden kurzen Haaren die Köpfe mit den Verteidigern zusammen. „Wir sagen erst einmal überhaupt nichts“, kündigt eine Anwältin an, bevor der Richter den hell erleuchteten Saal im Nürnberger Justizzentrum betritt. Zunächst vereidigt der Richter die litauische Dolmetscherin. Die beiden Litauer versichern, dass eine Übersetzung nicht nötig sei. Dann startet die Staatsanwältin die Verlesung der ellenlangen Anklageschrift.

Auch in einem Parkhaus in Neumarkt sind demnach fast wie im Film mindestens sieben Kilogramm Marihuana veräußert worden. Rund um Weihnachten hätten sich in Neumarkt weitere Heroin-Deals in kleinerem Maßstab abgespielt. Dabei sollen an einen anderweitig verfolgten Drogendealer bei mehr als fünf Gelegenheiten jeweils mindestens 50 Gramm Heroin zu einem Preis von knapp 40 Euro pro Gramm verkauft worden sein. Zum Prozessauftakt schweigen die beiden Angeklagten wie angekündigt eisern. Daraufhin macht der Richter deutlich, dass die Beweislage bei dem Automechaniker relativ erdrückend sei. Hingegen seien die Indizien gegen den Fitnesstrainer eher dünn. Deshalb sei dieser auch aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Dann ist die erste Hauptzeugin – eine Frau aus Fürth – an der Reihe. Sie erzählt, dass sie die beiden Litauer bei einer Drogentherapie in Parsberg kennengelernt habe. Im Frühjahr letzten Jahres hätte sie sich dann mit den beiden in Neumarkt getroffen. „Ich bin ganz unbedarft ohne Hintergedanken an Drogen nach Neumarkt gefahren“, sagte die Zeugin. „Brauchst du Gras zum Verkaufen?“, hätte der Fitnesstrainer in der Wohnung des Automechanikers gefragt. „Nein. Wenn dann könnte ich Heroin verkaufen“, habe die Zeugin geantwortet. Daraufhin hätten die Angeklagten gesagt, dass man Heroin in wenigen Wochen liefern könne. Um den Deal unter Dach und Fach zu bringen, habe man nach dem Treffen häufig telefoniert. Dabei seien der Drogenpreis verhandelt und der Lieferumfang besprochen worden. Am Telefon seien Schlagwörter wie Heroin „natürlich nicht“ gefallen. Derweil versucht der Richter durch gezielte Nachfragen genau in Erfahrung zu bringen, wer zu welchem Zeitpunkt welche Rolle bei den Drogengeschäften gespielt hat: „Es kommt wesentlich auf Ihre Aussagen als Zeugin an“, betont der Richter und kommt zurück auf das Heroin-Geschäft.

Auf einem Parkplatz vor einer Drogerie in Freystadt habe sich die Zeugin mit dem Automechaniker getroffen. Der sei mit einem weißen Mercedes angerauscht. Dort hätte man sich auf den genauen Grammpreis geeinigt. Danach sei die Zeugin nach Neumarkt zur Übergabe gefahren. In der Wohnung des Angeklagten seien bereits vier stattliche Drogen-Päckchen auf dem Glastisch im Wohnzimmer gelegen. Ein 500-Gramm-Paket habe die Zeugin übernommen. Den vollen Kaufpreis in Höhe von 15000 Euro habe sie nicht sofort auf den Tisch legen müssen. Nach diesem Deal habe sie keine weiteren Drogengeschäfte mehr mit den Litauern machen wollen. „Das ist mir alles langsam zu gefährlich geworden in Neumarkt. Ich hatte Angst, dass mir das sonst alles bald um die Ohren fliegt.“ Warum die Zeugin so offen redet, will der Richter zum Abschluss wissen. Sie wolle reinen Tisch machen, um ein neues Leben anfangen zu können. Insgesamt belastet sie den Automechaniker und den Fitnesstrainer schwer: Der 33-jährige Fitnesstrainer an den Drogendeals genauso beteiligt gewesen wie der gleichaltrige Automechaniker. Die Zeugin habe sogar den Eindruck gehabt, dass der Fitnesstrainer mehr zu sagen hatte. Für den Prozess sind insgesamt drei Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil soll noch im Oktober gesprochen werden.