Präsident Putin, Bundeskanzler Scholz am Dienstag im Kreml an Renato Polagnas Tisch: »Die Länge hat nichts mit der Pandemie zu tun«
Sechs Meter trennen Wladimir Putin dieser Tage von seinen Gesprächspartnern: Die Bilder des russischen Präsidenten, der in Moskau an einem ellenlangen weißen Tisch sitzt und mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron oder Bundeskanzler Olaf Scholz über die brisante Lage in der Ukraine spricht, gingen um die Welt.
Jetzt hat sich der Hersteller des glänzend-weißen, 2,60 Meter breiten, auf drei säulenartigen Podesten ruhenden Ungetüms zu Wort gemeldet. »Dieser Tisch ist einer, der die Kreativität anregt«, sagte Renato Pologna der italienischen Tageszeitung »Corriere della sera «, nachdem Fotomontagen mit seinem Tisch im Zentrum in den sozialen Netzwerken die Runde gemacht hatten.
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Der Konferenztisch sei aus Holz gefertigt, weiß lackiert und mit handgefertigten Ornamenten aus Blattgold verziert, berichtete der norditalienische Unternehmer aus Cantù bei Como. Die Platte aus einem Stück, handwerklich anspruchsvoll. Dass die Länge des Tisches den Abstandregeln in der Coronapandemie geschuldet sei, wollte Pologna nicht bestätigen. »Möglich, dass er sich zu diesem Zweck als nützlich erwiesen hat, aber die Länge hat nichts mit der Pandemie zu tun. Den Tisch habe ich vor 25 Jahren gemacht!«
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Das Möbelstück sei nur ein winziger Teil dessen, was er zwischen den Jahren 1995 und 1997 für einen der Paläste im Kreml nahe dem Lenin-Mausoleum gefertigt habe. Derzeit befänden sich dort die Büros und die Residenz des russischen Präsidenten.
Er habe 7000 Quadratmeter auf zwei Stockwerken mit Möbeln, Fußböden und Licht ausgestattet, Wände getäfelt, Decken eingezogen und vieles mehr. Auch den Katharinensaal im Großen Kremlpalast, wo im Jahr 1997 ein G8-Treffen stattgefunden habe.
Der Name des Saals stammt vom Orden der Heiligen Katharina, den Zar Peter der Große zu Ehren seiner Frau Katharina I. 1711 gestiftet hatte. Hier empfingen die Zarengattinnen früher ihre Besucher. Heute wird er für diplomatische Empfänge und Konferenzen genutzt.
Der Unternehmer gab an, die Möbel selbst produziert zu haben, die übrigen Arbeiten aber an Subunternehmer vergeben zu haben.
Den Auftragsumfang konnte er nur ungefähr beziffern. »An die genauen Zahlen erinnere ich mich nicht, vielleicht ein paar Milliarden Lire«, wird er in dem Bericht zitiert. Eine Milliarde Lire wären nach dem heutigen Umrechnungssatz mehr als 500.000 Euro. Was eine Kopie des durch Putin berühmt gewordenen Konferenztischs heute kosten würde? »Ach, vielleicht 100.000 Euro«, so der Unternehmer.
Den damaligen Präsidenten Boris Jelzin habe er nie getroffen. »Aber die Sicherheitsmaßnahmen waren beeindruckend.« Er sei mit einem Passierschein rein und rausgekommen, die Möbel seien gescannt worden, Fotos sei verboten gewesen.
Seine Möbel verkauft Pologna laut eigenem Bekunden weltweit und an eine offenbar illustre Kundschaft. »Ich habe viel eingerichtet in arabischen Ländern, für Scheichs und königliche Familien«, sagt er. Auch ehemalige Sowjetrepubliken seien dabei gewesen. »Ich hatte auch mal Aufträge von Muammar al-Gaddafi.« Neben dem libyschen Herrscher will er auch für die Familie des irakischen Diktators Saddam Hussein gearbeitet haben.
Es gebe aber auch eine ganze Reihe »nicht politischer Kunden«, Privatleute, die Privatresidenzen eingerichtet haben wollten, »4000 bis 5000 Quadratmeter in Monte-Carlo, an der Côte d’Azur, in London«. Namen wollte Pologna aber aus Gründen der Diskretion nicht nennen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurde der Wechselkurs Lira zu Euro falsch berechnet. Wir haben die Stelle korrigiert.
Präsident Putin, Bundeskanzler Scholz am Dienstag im Kreml an Renato Polagnas Tisch: »Die Länge hat nichts mit der Pandemie zu tun«
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